Geschichte und Entwicklung der Bayerischen Bibliographie
Die Anfänge der Bayerischen Bibliographie reichen zurück bis in das Jahr 1927, dem Gründungsjahr der Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Anfänge bis Berichtsjahr 1958
Bereits 1927 beauftragte die Kommission den Historiker Wilhelm Krag (1887-1964) mit der jährlichen Zusammenstellung einer Übersicht der wichtigsten Neuerscheinungen zur bayerischen Geschichte. Die Kommission für Bayerische Landesgeschichte und die Gesellschaft für Fränkische Geschichte sorgten für die laufende Veröffentlichung dieser Bibliographie in der 1928 gegründeten "Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte". In den Jahren 1928 bis 1941/42 erschienen die Berichtsjahre 1927 bis 1940/41 mit dem Titel "Literarische Jahresrundschau". Infolge Personalmangels, spärlicher Papierzuteilung und zerstörter Maschinen stellte seit 1943 die "Literarische Jahresrundschau" ihr Erscheinen vorerst ein.
Nach zehnjähriger Unterbrechung konnte Wilhelm Krag das inzwischen recht umfangreiche Titelmaterial wieder veröffentlichen. In der "Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte" erschienen in den Jahrgängen 1951/52 bis 1961 das "Verzeichnis des Schrifttums zur bayerischen Geschichte der Jahre 1942-1949" und die "Jahresbibliographie" für die Berichtsjahre 1950 bis 1958. Mit dem Berichtsjahr 1958 endete aus gesundheitlichen Gründen die Tätigkeit Krags.
Die Jahrgänge 1927-1958 der Bibliographie hatten kein Verfasserregister. 1988-1995 erarbeitete daher Renate Wiese in freiwilliger Arbeit außerhalb der Dienstzeit ein alphabetisches Register zu Krags Schrifttumsverzeichnissen. Das Register und die gedruckten Bände stehen digitalisiert für die Suche zur Verfügung.
Berichtsjahre 1959 bis 1987
Als Fortsetzung der bisherigen Jahresbibliographie initiierte daraufhin der Landeshistoriker Karl Bosl (1908-1993) die "Bayerische Bibliographie" als gemeinsames Projekt der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Generaldirektion der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken.
Der erste Band für den Berichtszeitraum 1959-1963 erschien 1966 als Beiheft der Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. Der Bearbeiter war der Historiker Michael Renner. Steht dieser erste Band von Struktur und Inhalt her noch ganz in der Tradition seiner Vorläufer, vornehmlich Arbeiten zur Geschichte Bayerns in seinen heutigen Grenzen zu verzeichnen, erfolgte mit der 1967 erschienenen Bibliographie für 1964 ein deutlicher Einschnitt. Mit dem von Franziska Stadler bearbeitete Verzeichnis wurde die Bibliographie auf weitere Bereiche bayerischer Geschichte und Kultur ausgeweitet, was nicht nur einen deutlich größeren Umfang, sondern auch tiefgreifende Veränderungen in der Struktur der Bände mit sich brachte. Stadler betreute die Bibliographie bis zum Berichtsjahr 1967. Danach übernahm Willy Albrecht die Arbeit an der Bibliographie, schied aber noch vor Erscheinen des Bandes 1968-1970 (erschienen 1977) wieder aus.
Mit dem Berichtsjahr 1970 (erschienen im Jahre 1977) endete die Mitherausgeberschaft der Kommission für bayerische Landesgeschichte. Als allgemeine und umfassende Regionalbiographie für Bayern hatte das Werk "thematisch und umfangmäßig Gewicht und Eigenart eines selbständigen Unternehmens gewonnen". Es ging nun "zweckmäßigerweise ganz in die Verantwortung des Bibliothekars" über (Vorwort zum Band 1968-1970). Die Generaldirektion fungierte seitdem als alleinige Herausgeberin. Bearbeiterin wurde Renate Wiese, die bereits den Band 1968-1970 für den Druck vorbereitet hatte.
Die Ausweitung der Bibliographie, aber auch die über die Jahre hinweg immer stärkere Zunahme von Publikationen zu Bayern, führten zu einem immer größeren Abstand zwischen Berichts- und Erscheinungsjahr, zumal die bibliographische Erfassung noch auf konventionelle Art (also ohne EDV-Unterstützung) erfolgte. Obwohl neben Renate Wiese auch Annelore Tenbörg an den Berichtsjahren 1986 und 1987 arbeitete, erschienen die entsprechenden Bände erst mit zehn bzw. zwölf Jahren Verzug. Gleichzeitig existierten in den meisten bayerischen Regierungsbezirken regionale Bibliographien, die weitaus aktueller waren. Mit dem Erscheinen des Berichtsjahrs 1987 (1998) endete daher die gedruckte Bayerische Bibliographie. An ihre Stelle trat die bis heute geführte Online-Ausgabe.
Die Druckbände der Berichtsjahre 1959 bis 1987 stehen digitalisiert für die Suche zur Verfügung.
Umstellung auf die Online-Ausgabe 1996
1996 erfolgte ein Neuanfang. Die Bayerische Bibliographie wurde zu einem Gemeinschaftsprojekt von Bayerischer Staatsbibliothek sowie mehrerer Universitäts- und staatlicher Bibliotheken. Die Berichtslücke für die Jahre 1988-1995 wurde übersprungen und die bibliographische Arbeit, nun online in der Verbunddatenbank des Bibliotheksverbundes Bayern, neu begonnen. Die fehlenden Jahrgänge sind inzwischen fast nachgearbeitet.
Die Titel der Bayerischen Bibliographie stehen tagesaktuell in der Datenbank zur Verfügung. Die parallele Druckausgabe wurde mit dem Berichtsjahr 2000 eingestellt.
2013 wurden zusätzlich rund 190.000 bayernbezogene Titelaufnahmen aus dem Bavarica-Fach der Bayerischen Staatsbibliothek sowie den Franconica-Fächern Universitätsbibliotheken Würzburg und Erlangen in die Datenbank integriert.
Regionale Bibliographien
Bis zur Neuorganisation der Bayerischen Bibliographie gab es noch verschiedene regionale bibliographische Projekte. Bezugsrahmen war meistens ein Regierungsbezirk, wobei es für Oberbayern und Mittelfranken keine Regionalbibliographie gab. Erarbeitet wurden die Bibliographien an einer regionalen staatlichen oder Universitätsbibliothek. Seit 1996 werden die Bayerische Bibliographie und die Regionalbibliographien kooperativ bearbeitet. Einige Regionalbibliographien erscheinen weiterhin in gedruckter Form. Bis auf die Unterfränkische Bibliographie stehen diese wertvollen Hilfsmittel bislang nicht online zur Verfügung.
Oberpfalz
Die Oberpfalzbibliographie verzeichnet möglichst vollständig alle deutsch- und fremdsprachigen Publikationen über den Regierungsbezirk Oberpfalz. Seit 1926 erschienen in den "Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg" regelmäßig Berichte über "Neuerscheinungen zur Geschichte und Landeskunde der Oberpfalz". 1963 übernahm die Staatliche Bibliothek Regensburg die Bearbeitung dieser "Oberpfalzbibliographie". Mit dem Berichtsjahr 1990 ging die Aufgabe an die Universitätsbibliothek Regensburg über. Heute wird die Oberpfalzbibliographie kooperativ von der Staatlichen Bibliothek Regensburg und der Universitätsbibliothek Regenburg erstellt. Seit 1996 ist das Titelmaterial der Oberpfalzbibliographie in der Bayerischen Bibliographie nachgewiesen. Die gedruckte Fassung der Oberpfalzbibliographie wurde nach dem Berichtsjahr 2003 eingestellt. Weitere Informationen: Oberpfalzbibliographie
Niederbayern
Die vom Institut für Ostbairische Heimatforschung herausgegebenen Zeitschrift „Ostbairische Grenzmarken. Passauer Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Volkskunde“ (Seit 2005: "Passauer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte und Kultur Ostbaierns") enthielt erstmals 1967 für das Berichtsjahr 1964/65 "Neuerscheinungen zur Geschichte und Landeskunde von Niederbayern". Diese Jahresbibliographie wird bis heute unabhängig von der Bayerischen Bibliographie erarbeitet und erscheint nach wie vor nur in gedruckter Form.
Schwaben
Für den Regierungsbezirk Schwaben wurde seit 1950 eine Regionalbibliographie erarbeitet. Sie erschien anfangs in den "Schwäbischen Blätter für Heimatpflege und Volksbildung", seit dem Berichtsjahr 1971 in der "Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben". Die parallele Druckausgabe ("Neues Schrifttum zur Landeskunde Bayerisch-Schabens") wurde auch nach 1996 beibehalten. Bis 1974 verzeichnete die Bibliographie nur Monographien. Erst seitdem begannen die Bearbeiter, auch Zeitschriftenaufsätze und Beiträge in Sammelwerken zu erfassen. Die Bände der Zeitschrift des Historischen Vereins stehen digitalisiert zur Verfügung, die aktuellen Jahrgänge jeweils zwei Jahre nach Erscheinen der Druckfassung.
Franken
Das einschlägige Schrifttum bis 1945 verzeichnet die "Fränkische Bibliographie. Schrifttumsnachweis zur historischen Landeskunde Frankens", die 1965 bis 1978 in vier Bänden erschien. Jüngere Literatur ist teilweise über die regionalen Bibliographien der einzelnen Regierungsbezirke nachgewiesen. Die Titel sind jetzt in einer Datenbank recherchierbar.
Unterfranken
Die Unterfränkische Bibliographie erschien für die Berichtsjahre 1963-1997 jährlich im "Mainfränkischen Jahrbuch für Geschichte und Kunst". Seit dem Berichtsjahr 1996 sind ihre Titelaufnahmen in der Bayerischen Bibliographie enthalten. Bearbeitet wird die Unterfränkische Bibliographie an der Universitätsbibliothek Würzburg. Die Titelaufnahmen der Jahre 1962-1987 liegen mittlerweile in einer Datenbank vor. Die Titel der Berichtslücke von 1946 (Ende der Fränkischen Bibliographie) bis 1961 (Beginn der Unterfränkischen Bibliographie) sollen schrittweise in die Bayerische Bibliographie nachgetragen werden.
Oberfranken
In Oberfranken erstellte der Historische Verein Bamberg bis 1996 eine "Bibliographie zur Geschichte von Stadt und Hochstift Bamberg". Diese erschien erstmals 1980 für die Berichtsjahre 1945-1975 und dann im Abstand von rund fünf Jahren für die Jahre 1981-1995. Neuerscheinungen seit 1996 sind in der Bayerischen Bibliographie online nachgewiesen. Weitere Informationen unter Staatsbibliothek Bamberg, Kataloge und Bibliographien
Coburg
Im 1920 mit Bayern vereinigten Coburg begann 1976 die Landesbibliothek Coburg, die "Coburgensia" systematisch in der "Coburger Bibliographie" zu erfassen. Diese erschien für die Berichtsjahre 1976-2004 jährlich im "Jahrbuch der Coburger Landesstiftung". Seit 1999 werden die Titel in die Bayerische Bibliographie eingearbeitet.